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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783961600557
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 21 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Lushington, ein "ernsthafter junger Mann mit einem rosaweißen Gesicht", wird als Sonderkorrespondent einer Londoner Tageszeitung in den 1930er Jahren in ein neugegründetes Land an der Ostseeküste geschickt, "dessen Namen er sich nie zu merken vermochte". Von der dort herrschenden instabilen politischen Lage erhofft er sich Inspiration für seine literarischen Vorhaben - und Ablenkung nach einer gescheiterten Liebesbeziehung. Doch die frivole Atmosphäre der von Partys geprägten Hauptstadt des Landes hält Lushington vom Schreiben ab und bringt ihn in Kontakt mit einigen entschieden exzentrischen Persönlichkeiten - dem unheimlichen Kammerdiener Pope, den dessen Armee-Kameraden immer "den Herzog" nannten, dem protzigen Grafen Bobel, der Gesichtscreme verkauft und nach Brillantine duftet, oder der höchst mysteriösen Frau Mavrin -, die Lushington und den Leser in ein ironisches und dabei stets gepflegtes Gespräch verwickeln. Mit der Übersetzung des Romans "Venusberg" (1932) setzen wir die Publikation von Anthony Powells Erzählwerk fort. Bereits erschienen: "Ein Tanz zur Musik der Zeit" (12 Bände) inkl. Hilary Spurlings Handbuch "Einladung zum Tanz" (ISBN 978-3-941184-48-0) sowie Powells Romandebüt "Die Ziellosen" (ISBN 978-3-96160-054-0).

Autorenportrait

Anthony Powell (1905-2000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Verlagslektor, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszeitungen, leitete den Literaturteil des Magazins "Punch" und war Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfbändigen Romanzyklus "Ein Tanz zur Musik der Zeit". Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch zu entdecken.

Leseprobe

Es war ein kleines Schiff. Es roch nach Kokosnussöl und sollte auf der Reise in Kopenhagen einen Zwischenstopp einlegen. Der Zeitvertreib an Bord beschränkte sich auf Lesen in seiner Koje oder Gespräche mit Graf Scherbatcheff im sogenannten Rauchsalon und während ihrer Spaziergänge an Deck. Das Letztere war in der Tat angenehmer, wenn die beiden jungen Dänen von der Universität Manchester, die am Radio interessiert waren, sich mit ihrem Freund, dem deutschen Handelsreisenden, im Rauchsalon aufhielten. Der etwa dreißigjährige Graf Scherbatcheff hatte einen blonden Schnurrbart und trug, da er in Belgien Ingenieurswissenschaften studiert hatte, manchmal eine Baskenmütze mit drei verschiedenfarbigen Abzeichen darauf, von denen jedes etwas Definitives in seinem Leben repräsentierte. Er und Lushington lehnten über die Reling des Schiffes und diskutierten über Spesen und ähnliche Dinge. Die Nordsee, eine weite, mit Kerben übersäte Eisenblechfläche, wogte leicht. Der ganze Himmel war grau. Graf Scherbatcheff, der irgendwelche Magenprobleme hatte, klopfte sich vorne auf seinen Mantel. Er sagte: "Mein Großonkel, zum Beispiel, war ein sehr extravaganter Mann. Er pflegte nach der Oper Souper-Partys zu geben. Auf diesen Partys spendierte er den Damen vom Ballett häufig Champagnerbäder. Zigeuner und solche Leute versetzte er durch sein Benehmen in Erstaunen." "Oft wohl das einzige Bad, das sie je hatten?" "Es sollte mich nicht wundern. Überdies gaben wir in Russland vor der Revolution immer hohe Trinkgelder. Es war absurd. Es war unnötig. Ich kann Ihnen keine Vorstellung davon geben, wie hoch sie waren. Es war wirklich lächerlich. Ich erinnere mich, dass ich als Schuljunge in Jalta alleine zum Dinner in ein Restaurant gegangen bin und dem Kellner ein ungeheuer hohes Trinkgeld gegeben habe. Viel zu viel." Atwater sagte: "Die Luft in Brighton macht mir Leberbeschwerden." "Dann wirst du sie wohl heiraten müssen", sagte Barlow. "Den alten Nunnery als Schwiegervater zu haben wiegt die Mühe und die Kosten schon fast wieder auf."